Was die Pandemie mit einem macht

Corona begleitet uns nun schon über anderthalb Jahren. Noch vor zwei Jahren konnte niemand ahnen, was wenige Monate später auf diesem Planeten passieren würde. Eine globale Krise, die vor kaum einem Land (wenn denn überhaupt) haltmachte. Eine Krise, die jeden gleichermaßen betrifft und angeht. Sie hat Spuren hinterlassen und wird es auch weiterhin tun. Wir steuern auf den zweiten Winter mit Corona zu, die Infektionszahlen sind bereits wieder am steigen und jeder fragt sich wo die Reise hingeht.

Ich weiß noch, wie wir letztes Jahr Ende Januar unseren Sommerurlaub gebucht haben. Da war die Welt noch scheinbar in Ordnung, es gab im Süden des Landes vereinzelte Fälle von Menschen, die zuvor in Asien unterwegs gewesen sind. So buchten wir und freuten uns auf Irland. Nur drei Wochen später hatten wir ganz andere Sorgen. Am 22.3.2020 gingen wir in Deutschland in den ersten Lockdown. Aber schon in den Tagen davor war nichts mehr wie es war. Spätestens als der Lockdown ins Gespräch kam, musste es auch der Letzte begriffen haben: Die Situation ist ernst.

Es geht in den Lockdown.

Als der Lockdown Thema wurde fühlte sich das nicht gut an. Szenarien wie in Endzeitfilmen kamen hoch. Wie würde die Welt in ein paar Wochen aussehen? Würde eine der zahlreichen Horrovisionen aus Hollywood und Co Realität werden? Niemand wusste es. Niemand hatte Antworten auf Fragen. Niemand konnte wirklich einschätzen womit wir es zu tun hatten – und auch immer noch haben. Die Menschheit stand gemeinsam vor einem Problem. Eine Chance enger zusammenzurücken? Die meisten Geschäfte wurden geschlossen, nur Geschäfte mit Artikeln des täglichen Bedarfes blieben offen: Supermärkte, Tankstellen, Werkstätten etc. durften weiterarbeiten.

Es war unheimlich. Es gab in einigen Regionen im Land Ausgangssperren – davon blieben wir hier verschont. Aber vor meinem geistigen Auge habe ich schon Straßensperren durch Polizei und Soldaten gesehen – soweit kam es zum Glück nicht. Jedenfalls nicht in der Form wie befürchtet. Wir konnten uns hier oben doch recht frei bewegen, ein Vorteil eines Flächenlandes, auch wenn wir an anderer Stelle gerne mal benachteiligt sind. Ich sage nur ÖPNV. Aber das ist ein anderes Thema.

Zusammenrücken in einer schweren Zeit, da war was. Ja und nein war das, was an der Stelle passierte. Da Kontakte eingeschränkt waren, Menschen sich teilweise in Quarantäne befanden, kam die Nachbarschaftshilfe zum Zuge. Man half sich gegenseitig. An dieser Stelle ein positiver Aspekt dieses Viruses, so man dem etwas Gute abgewinnen will. Aber dann tauchten da Gruppierungen auf. Menschen die meinten in ihren Grundrechten beschnitten zu werden, denen die Rechte wichtiger als die Gesundheit war. Dazu kamen dann noch die, die an eine großangelegte Verschwörung glaubten. Beide Gruppen wurden mit der Zeit immer lauter, sie zu ertragen immer anstrengender. Aber so ist das in einer Demokratie mit aktiven Grundrechten, man muss die Meinung anderer ertragen und aushalten. Sonst ist es keine Demokratie mehr. Lästig war es aber allemal. Inzwischen sind sie nicht mehr so laut. Oder man hat gelernt sie zu ignorieren.

Welle vier und Lockerungen

Inzwischen haben wir die vierte Coronawelle erreicht – und sind doch auf dem Weg der Lockerungen. Zum Zeitpunkt. zu dem ich diese Zeilen verfasse, hat sich aber auch etwas Grundlegendes verändert. Immerhin sind 66 Prozent der Bundesbürger voll geimpft. Einen weiteren Lockdown will auch niemand, aber wer weiß was in ein paar Wochen ist. Vielleicht sind die Zahlen dann ja doch so in die Höhe geschnellt, dass wir dann in Lockdown Nummer 4 gehen. Ich wünsche es uns nicht. Ich würde mir aber wünschen, wenn die Impfbereitschaft höher wäre. Auch das wäre ein Beitrag dazu, einen weiteren Lockdown zu verhindern. Denn die Gruppe der Ungeimpften ist immer noch zu groß.

Lockerungen sind ja auch so ein Ding. Es ist ja schön, dass wir diesen Kurs eingeschlagen haben und uns auf dem Weg zur Normalität bewegen. Wobei – was ist denn normal? In der letzten Zeit hatte ich da so ganz seltsame Erfahrungen. Die erste war im Pendelbus in Damp. Lange Zeit (gefühlt war es eine lange Zeit) durften zum einen nur eine bestimmte Anzahl Passagiere gleichzeitig befördert werden, zum andern waren bestimmte Sitze auch gesperrt, um die Abstandregeln einhalten zu können. Eines Tages waren die Schilder auf den Sitzen verschwunden – und die Leute saßen wieder direkt vor- oder hinter mir. Das war schon seltsam. Diese Woche waren wir in einem Lokal. Maskenpflicht? Gab es nicht mehr. Das war schon sehr ungewohnt. Da kann man aber mal sehen, wie schnell man sich an Dinge gewöhnen kann und Dinge, die vor der Pandemie normal waren, sind jetzt ungewohnt. Da muss man sich auch erst einmal wieder dran gewöhnen.

Es sind anstrengende Zeiten in denen wir leben. Ich drücke uns allen die Daumen, dass wir zum einen schnell durch die Krise kommen und zum anderen, dass wir dieses Virus besser in den Griff bekommen.

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