Die Interschutz – ein persönliches Fazit

Jetzt ist sie schon fast eine Woche vorbei, die Interschutz 2010 in Leipzig. Die meisten da draussen werden sich sicherlich fragen, was das überhaupt für eine Messe ist. Hannover Messe oder CeBIT ist in der Regel noch geläufig, aber Interschutz?

Die Interschutz ist im Bereich Rettung, Brand-/Katastrophenschutz und Sicherheit die internationale Leitmesse schlechthin. Sie findet nur alle fünf Jahre statt und ist daher etwas besonderes. Und zwar für alle Beteiligten, egal ob Veranstalter, Aussteller oder Besucher. Um einmal ein paar Zahlen zu nennen: 125.000 Besucher, 1350 Aussteller aus 46 Nationen, 90.000 Quadratmeter in fünf Hallen und zwei Aussengeländen. Ja, das Messegelände in Leipzig war voll bis unters Dach, wie es so schön heißt.

Ohne Funkmikros ging auf dem Aussengelände nichts.

Und wir mitten drin! Und damit ich auch. Mein Job in der Woche war es, Interviews zu schneiden und auf die Sendemaschine zu schubsen und die Tage im Bild festzuhalten. Deshalb war ich auch mit einem kompletten Arbeitsplatz angereist, hatte meinen zweiten iMac dabei, Drucker und was man sonst noch so braucht. Da wir das Messeradio gestalteten bekam ich auch ein Plätzchen in einem Büro für freie Mitarbeiter im Pressezentrum. Wofür ich im Laufe der Woche auch sehr dankbar war, denn zum einen wurde da Abends abgeschlossen und es war klimatisiert, was noch sehr wichtig werden sollte.

Einziger Nachteil: Wollte ich aufs Außengelände, so musste war der Weg sehr weit, denn es ging einmal quer über das komplette Messegelände. Bekanntermaßen bin ich auf Grund meines Unfalls vor inzwischen 16 Jahren nicht mehr der große Fußgänger, hatte mich aber mit meinem Hausarzt beratschlagt und mir für diese Woche etwas verschreiben lassen.

Und ich muss an dieser Stelle mal der Pharmaindustrie danken. Denn das Zeug hat mir richtig gut geholfen. Es war ein Genuss den ganzen Tag schmerzfrei über die Messe laufen zu können. Die meisten von Euch können das vielleicht nicht nachvollziehen. Aber für mich war das ein Stück Freiheit auf Zeit. Wissend, das nicht nach spätestens einer Stunde der Knöchel heftig zu protestieren anfängt. Sich keine Gedanken darüber machen zu müssen wie lange ich trotzdem durchhalten können würde. Und die Gewissheit zu haben, auch am nächsten Tag fit zu sein. Zu Fuß gehen ist toll, glaubt es mir.

Das war eins meiner persönlichen Highlights. Dann lag etwas in der Luft, die ganze Woche über. Aufbruch. Es war als hätte jemand das Motto ausgegeben „Stellt Euch vor es ist Krise und keiner geht hin!“ So ungefähr fühlte es sich an. Unglaubliche Energie hing da irgendwie in der Luft. Die ersten Tage war es noch relativ ruhig, da von Montag bis Donnerstag fast nur Fachbesucher auf der Messe unterwegs waren. Gute Gelegenheit sich zu orientieren. Und wie gesagt „ruhig“ ist sehr relativ zu sehen. 🙂

Überall wuselten Leute rum, mitten drin ich „bewaffnet“ mit meiner „Lady“ und Presseausweis um den Hals. Sehr praktisch, schaffte Platz zum Fotografieren ohne lange drängeln und erklären zu müssen. War wirklich so: erster Blick auf die Kamera, zweiter auf den Ausweis – keine Fragen. Und mancher Aussteller machte dann auch mal die Vitrine auf, um die Spiegelungen zu vermeiden. Diese Kombination macht die Arbeit doch einfacher und auch schneller.

Denn Zeit war etwas, was sehr knapp war. Die Zeit von 8:30 bis 18 Uhr in der das Pressezentrum geöffnet war verging immer wie im Fluge. Audio schneiden, Bilder sortieren, Audio schneiden, Bilder sortieren. Ja, war Stress. Aber positiver denn es hat einfach nur Spaß gemacht. Das Umfeld hat gestimmt. Die Menschen auf der Messe, unser Team und die Kollegen mit denen ich das Büro teilte. Das war einfach rund.

Auf der Messe hatte ich auch Gelegenheit, mal Dinge fotografisch anders an zu gehen, andere Themen zu fotografieren, zu experimentieren. So eine Messe ist eigentlich ein Mekka für Fotografen. Es gibt Stills, es gibt Portraits, es gibt Action, es gibt Street. Und das alles auf einem „überschaubaren“ Raum. Action gab es vor allem auf dem Vorführgelände, das wir mit zwei Leuten moderiert – naja, eher gerockt haben. 🙂 Für die beiden Jungs war es richtig heftig, aber sie haben einen super Job abgeliefert. Da haben wir eigentlich alle, aber dazu später.

Wenn meine Schrauberin das sieht kriegt die einen Lachkrampf. 🙂

Noch mal kurz zum Thema Foto: Der Plan war an sich, dass ich für unsere Webseite (und natürlich auch für mich) fotografiere. Damit war im Grunde klar, dass die Fotos im Nachgang entsprechend verkleinert würden. Für mich Anlaß, der Kamera in Sachen ISO die Wahl zu überlassen. An der D700 kann man für Auto-ISO einstellen, welchen ISO-Wert ich eigentlich nutzen möchte, wie weit die Verschlusszeit runter gehen darf und wenn dieser Wert erreicht ist, wie weit der ISO-Wert hoch geregelt werden darf. Klar, ISO200 wollte ich an sich immer haben (das ist der niedrigste Standardwert bei der D700), langsamste Verschlusszeit sollte 1/200 sein, weil ich das 70-200 2.8 mit dabei hatte und bei 200mm einfach nicht über die Verschlusszeit nachdenken wollte. Und jetzt kommt der Part, wo ich einfach frech war. Die „Lady“ durfte bis ISO6400 hoch gehen.

Die D700 ist nun von Haus aus keine Kamera die sehr ruschanfällig ist, auch wenn die D3s ihr den Rang schon wieder abgelaufen hat. Aber unter der geplanten Runterrechnerei verliert sich eh ein ganzer Teil des Rauschens. Also war ich „safe“. Dachte ich. Kam natürlich anders. Aber das erfuhr ich erst als es schon zu spät war. 😀 Allerdings ist das nicht tragisch. Klar, für die Vogue und ähnliche Magazine reicht die Rauschqualität nicht mehr. Aber für alles andere geht das locker, erst recht mit der jetzt neuen Rauschreduzierung von Lightroom 3. Soviel zum Thema Fotografieren auf der Interschutz.

Was bei uns im Team wieder genial klappte war die Arbeitsteilung. Jeder machte das, was er gut konnte. Hier wurden Flyer verteilt, da wurden Gespräche geführt, dort moderiert und hier fotografiert. Und ich denke, dass ist ein Teil was uns ausmacht. Wir waren zum Schluss mit neun Leuten vor Ort und haben Hand in Hand gearbeitet. Dafür, das wir an sich eine zusammen gewürfelte Truppe sind, haben wir besser funktioniert als manche Firma. Das auf einer Messe nicht alles planmässig abläuft dürfte auch jedem klar sein. Aber dann heisst es flexibel zu sein und das haben wir geleistet. Auch bei Dingen die wir nicht zu verantworten hatten. Aber das spielt dann keine Rolle, es heißt einfach reagieren, das Ruder rumreissen und das Beste draus machen.

"Männerspielzeug".

"Männerspielzeug".

Wir haben auch noch etwas anders gemacht als die meisten Aussteller. Wir haben nicht im Hotel übernachtet. Das macht ja jeder. Wir sind in Leipzig mit zwei Wohnwagen und drei Wohnmobilen aufgeschlagen. Und was macht man damit? Genau, man geht auf einen Campingplatz. Und dann? Dann baut man eine Wagenburg. Während mancher Aussteller den Abend an der Hotelbar verbracht hat, haben wir uns abends am Grill erholt um dann am nächsten Tag mit Vollgas weiter zu machen. Und ich glaube, das war für uns auch der richtige Weg. Denn so hatten wir die Chance abends in Ruhe zu klären was anlag, wo es Probleme gab um die zu lösen. Sicher, vielleicht macht man an der Hotelbar noch das eine oder andere Geschäft. Aber ich bezweifle einfach mal, dass es für uns die Hotelbehausung „gerechtfertigt“ hätte.

So war es ein viel intensiveres Teamerlebnis – wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass wir entgegen anderen Gerüchten die Mücken der Lübschützer Teiche nicht in unser Team aufgenommen haben – so sehr sich diese auch darum bemühten. Nee Jungs und Mädels, ihr müsst draussen bleiben. Zum Glück hatte der eine oder andere an Salbe gegen Mückenstiche gedacht. 😉

Es war eine heiße Messe, im wahrsten Sinne des Wortes.

Es war eine heiße Messe, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Wetter. Ja, das war so ein Ding. Petrus war uns fast durchgehend hold. Wobei – naja, bei genauerer Betrachtung hat er es mit dem Motto „Langsam Anfangen und dann stark nachlassen“ gehalten. Die ersten Tage waren warm, von Tag zu Tag steigerten sich die Temperaturen. Mittwoch und Donnerstag hatten es in sich, der Donnerstag war der schlimmste Tag, es war einfach nur heiß, die Luft stand. In den Hallen staute sich auch langsam die Luft, in der Glashalle war es ganz schlimm. Wer sich dort nicht aufhalten musste sah zu schnell durch zu kommen um die gegenüber liegende Halle zu erreichen. Auch draussen war es nicht besser. Flucht? Unmöglich. Obwohl – erwähnte ich schon mein klimatisiertes Pressezentrum? :mgreen:

Abkühlung brachte erst der Freitag, der zwar an sich der heißeste Tag werden sollte, aber Wind mit brachte. So war das sehr erträglich. Samstag war es dann deutlich kühler, statt 34 Grad hatten wir nur noch 25. Nachmittags verzog sich dann auch die Sonne ganz und Petrus testete mal sein Schleusensystem. Funktionierte, es goß. Dann hielt es auch wieder auf – nur um gegen 18 Uhr pünktlich zum Stand einladen wieder die Schleusentore zu öffnen. Als alles im Auto war, da war auch der Regen wieder zu Ende. Wir haben uns halt gesagt, Petrus weint, weil wir wieder nach Hause fahren.

Ja, irgendwie war es auch traurig. Die Woche war toll. Mental hätten wir auch noch eine Woche rangehängt, aber irgendwann ist einfach die Kraft weg und auch ich hatte gemerkt, dass ich langsam an die Grenzen meines Medikamentes kam, dass nicht mehr zu 100% funktionierte. Aber 90% waren auch gut. 😉

Jetzt sind wir wieder daheim, befinden uns in der Nachbereitung. In den kommenden Tagen werde ich nach und nach die meisten Interviews auf unseren YouTube-Account online stellen, versehen mit ein paar Bildern aus der Woche. Auch wenn wir gut zu tun haben, die Woche als rundum gelungen bewerten können, so war das nach Hause kommen doch irgendwie ein bisschen in ein Loch fallen. Nicht mehr morgens aus dem Taxi steigen und sich von diese Messeatmosphäre aufsaugen lassen.

Von Leipzig habe ich leider nichts gesehen. Aber das hole ich irgendwann nach. Und wenn alle Menschen so hilfsbereit sind wie unser Taxifahrer und Platzwart, die Mitarbeiter auf der Messe und Helfer, dann ist das etwas worauf ich mich schon freue.

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