Eine Rundreise auf den „eigenen“ vier Rädern durch Neuengland – das ist schon nicht ganz unspannend. Sicher ist man hier auch mal im europäischen Ausland unterwegs, hier im Norden insbesondere auch gerne mal in Dänemark. Jedes Land hat seine Eigenheiten, aber im Wesentlichen ist es doch sehr ähnlich – von der unterschiedlichen Mentalität das Verkehrsteilnehmer mal abgesehen.
Aber ein Sprung in die Staaten, das ist doch schon eine andere Hausnummer. Fühlt sich jedenfalls erst so an. Und es gibt doch einige Dinge, die sich seht unterscheiden zu dem, was wir hier und auch europaweit kennen. Grundsätzlich heißt es ja, in Amerika ist alles größer. Nun, dem ist schwer zu widersprechen. Die Straßen sind per se schon eine Nummer breiter als bei uns, selbst in den Städten. Auch hier gibt es Ausnahmen, klar, aber generell hat man da mehr Platz um sich herum. Auch unter dem Aspekt, dass man „drüben“ Autos fährt die generell größer sind als bei uns. Die typischen Kleinwagen die bei uns das Verkehrsbild prägen sieht man dort viel weniger. Selbst im städtischen Umfeld sieht man Fahrzeuge der Gattung Smart & Co. selten.
Eher üblich ist, was wir als Mittelklasse kennen. Erst recht wenn an aufs Land kommt. Kleinwagen? Sollte man da schon fast unter Artenschutz stellen. Das war mir aber alles so noch nicht klar, als wir am Flughafen Boston unseren Mietwagen übernahmen. Wir hatten zwar nicht gerade Compact-Klasse gebucht, aber wie schon 2011 hatte man uns wieder zu gleichen Preis hoch gestuft und da stand dann ein Nissan Maxima vor uns. Größenordnung etwa 5er BMW oder Mercedes E-Klasse. Entzückheit mischte sich mit Bedenken ob der Parkplatzsuche (kann man in Bosten eh vergessen) und Einparkaktionen. Nein, das gute Stück hatte keine Einparkhilfen.
Allerdings sollten sich diese Bedenken nicht bestätigen. Wie gesagt, drüben ist alles etwas größer. Und so brauchte ich den einen oder anderen Anlauf, um das Auto nicht nach deutschem Augenmaß in eine Ecke einer Parkbox einzuparken, sondern mittig, wie sich das gehört. Das aber nur am Rande. Wir haben in der Zeit drüben knapp 1.500 Meilen zurück gelegt und ich muss sagen, ich habe jede einzelne genossen. Denn insgesamt habe ich den Verkehr als sehr defensiv und entspannt wahrgenommen. Jedenfalls im Vergleich zu Deutschland. Die Amerikaner sehen das wohl irgendwie anders ;-). Ja klar, es gibt auch dort wie überall Ausnahmen, wie das Mädel mit ihrem Jeep, die meinte mich im Tiefflug überholen zu müssen – bei erlaubten 50 Meilen standen bei mir schon 63 auf dem Tacho. Genützt hat es ihr nichts, während ich tempomatgeregelt weiter fuhr trafen wir uns ein paar Minuten später wieder. Da hing sie hinter einen Freightliner fest.
Das mit dem Tempo ist so eine Sache. Es soll teuer sein wenn die Cops einen anhalten. Deshalb habe war das Bedürfnis groß, sich möglichst an das jeweilige Tempolimit zu halten. Problem: man wird damit zum Verkehrshindernis. Ich habs irgendwann aufgegeben und mich dem Verkehsfluss angepasst. Innerorts waren das dann meistens 5 Meilen drüber, außerorts ca. 10-15 Meilen. Polizei haben wir deutlich weniger gesehen als erwartet. 2011 traf man noch alle paar Minuten die Autos mit den Wunderlampen auf dem Dach, dieses Jahr musste man sie schon fast suchen. Wo wir sie tatsächlich gesehen haben war an Baustellen. Nein, nicht versteckt mit dem Laser, sondern als zusätzliche Absicherung der Arbeiter dort. Baustellen werden eingeleitet mit „Work Zone Ahead“ und oft folgt dann ein Schild „Work Zone – Fines doubled“. Finde ich an sich eine gute Sache angesichts der Tatsache, mit welchem Tempo einige Zeitgenossen bei uns durch die Baustellen rauschen. Tja, und oft steht vor dem eigentlichen Baubereich dann noch ein Cop mit allerlei blinkenden Lichtern an seinem Auto.
Blinkende Lichter sind überhaupt ein Stichwort. Polizei und Rettungsdienste verwandeln ihre Autos in rollende Weihnachtsbäume wenn sie im Einsatz sind. Was im Fernsehen übertrieben wirken mag fand ich in der Praxis schon gut. Auch am hellichten Tag hat man die Jungs und Mädels sehr früh wahr genommen. Da haben wir hier echten Nachholbedarf. Und das wo wir doch die Sicherheitsfanatiker sind. Aber was sich jetzt nach Autofahrerstreß anhört war keiner.
Davon erzähle ich Euch aber im zweiten Teil mehr. 🙂
Wenn es nach mir geht, wüsste ich schon die nächsten zwei Projekte ;-)