Duisburg und sein ganz eigenes PR-Desaster

Es geht letztlich um 21 Menschen, die den 24.7.2010 nicht überlebt haben. Es geht um eine Aufklärung, an dessen Ende mit Sicherheit Köpfe rollen werden. Es geht um Politiker, die mit allen Mitteln versuchen, ihren Posten zu retten. Es geht um das Image einer Stadt. Willkommen in Duisburg.

Beschämend ist das, was zur Zeit im Rathaus zu Duisburg passiert. Da verspricht ein Bürgermeister Adolf Sauerland eine schnelle und lückenlose Aufklärung, versucht aber auf der anderen Seite Dokumente aus der Öffentlichkeit fern zu halten. Und das mit zweifelhaften Argumenten. Da kursieren Dokumente, Teile eines Gutachtens zur Loveparade 2010 mit Informationen über Machbarkeiten, Sicherheitsvorschriften und die Diskrepanzen zur Realität. Kurz: Dokumente die zeigen, dass da einiges nicht zusammen gepasst hat bei diesem Fest, das eigentlich ein fröhliches sein sollte.

Wer was wann entschieden hat, das wird Sache der Gerichte sein und ist nicht Gegenstand dieses Artikels. Wohl aber, wie im Rathaus der Stadt Duisburg mit der Öffentlichkeit umgegangen wird. Denn die sogenannten internen Dokumente sind im Internet auf getaucht. Auf verschiedenen Blogs wurden sie verlinkt und zumindest eines hat eine einstweilige Verfügung zu gestellt bekommen. Ok denkt der geneigte Leser, vermutlich aus Gründen von Ermittlungen oder ähnlichem.

Falsch! Ganz falsch! Die Stadt Duisburg, vertreten durch Adolf Sauerland, hat eine einstweilige Verfügung wegen Urheberrechtsverletzung erwirkt.

Das muss man sich mal in Ruhe auf der Zunge zergehen lassen. Da wird eine Krücke zum Mittel der Wahl, ein Argument, dass mit dem Vorgang selbst nichts zu tun hat. Ein besseres Zeichen von Hilflosigkeit gibt es nicht. Dann, wenn einem die Sachargumente ausgehen, dann greift man ins Regal und zaubert etwas aus dem Hut. Nur mit weißen Kaninchen kommt auch eine Stadt Duisburg nicht weiter. Eher im Gegenteil, sie spielt sich gerade selbst an die Wand.

Denn im Duisburger Rathaus hat man die Funktionsweise des Internet nicht verstanden. Grundregel: Was einmal im Internet gestanden hat, das vergißt es nicht. So waren ein Teil der Dokumente nach wie vor in Googles Cache abrufbar. Und inzwischen hat sich die Bloggergemeinschaft zusammen gefunden und verteilt die Dokumente über die Sicherheit bei der Loveparade auf anderen Wegen. Rechtlich sicherlich ein grenzwertiger Weg. Fakt aber ist, dass der Versuch Adolf Sauerlands als Vertreter der Stadt Duisburg die Bloggerszene mundtot zu machen, gescheitert ist.

Mehr noch, es entwickelt sich zu einem PR Desaster, wie es auch schon Unternehmen wie z.B. Jack Wolfskin erlebt haben. Anstatt erst mit den Bloggern zu reden fährt man erst die großen Geschütze auf. Im Bereich der klassischen Medien hätte das wohl auch funktioniert. Aber das Web 2.0 funktioniert anders. Da finden sich schnell Menschen zusammen, die einander helfen, Informationen austauschen und schlussendlich auch mal mit einem Rechtsanwalt zurück schlagen. Aber selbst wenn der Anwalt aus dem Spiel bleibt, selbst wenn der Klagende im Recht ist – Recht und gutes Image zu haben sind gerade in der heutigen Zeit zwei Paar Schuhe.

In Duisburg wäre man gut beraten, spätestens jetzt einen PR-Profi zu beauftragen, der sich auch im Bereich der neuen Medien auskennt, Schadensbegrenzung betreibt. Man wäre gut beraten, auf Pöstchen und Positionen keine Rücksicht zu nehmen, sondern eine transparente Aufklärung zu betreiben.

Denn das, Herr Sauerland, sind Sie und Ihre Mitarbeiter den 21 Menschen schuldig, die heute nicht mehr unter uns weilen.

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