Ich mag die Zeit in der ich lebe. Sicher, sie ist nicht perfekt, sie hält viele Schwierigkeiten und Probleme für uns bereit, aber sie bietet uns auch sehr viele Möglichkeiten. Und dennoch ist es spannend einen Blick zurück zu werfen, in eine Zeit, die längst vergangen ist. Nein, nicht nur einen Blick auf sie zu werfen, sondern in sie einzutauchen.
Der Ort der Zeitreise: Wallsbüll, genauer: die wikingerzeitliche Hofanlage Valsgaard. Am vergangenen Wochenende lagerten hier zahlreiche Kämpfer, Händler, Handwerker und Gaukler und ließen den Besucher einen kleinen Eindruck mitnehmen, wie es damals war, vor rund 1.000 Jahren. Neben den Kämpfen gab es auf dem Markt allerlei zu entdecken, ok, auch manches nicht so „originale“ Stück. Aber vieles gab es was in Handarbeit entstanden ist, mit Werkzeug von damals mit viel Liebe zum Detail.
Details sind dem Lagervolk wichtig. Die Gewandungen (nicht Kostüme) sind oft in Eigenarbeit mit Werkzeugen der damaligen Zeit hergestellt. Handgenäht und nicht mit der computergesteuerten Singer-Nähmaschine. Nein, man will das Leben erleben. Die Sneakers weichen den Holzschuhen – oder werden ersatzlos gestrichen, T-Shirts weichen Tunikas, die moderne Sportjacke dem Wollmantel. Geschlafen wird im Zelt oder im Hof, nicht auf der Luftmatraze, sondern auf kuschelig warmen und weichen Fell. (Deutlich angenehmer als manches Hotelbett der letzten Monate!)
Gekocht wird über offenem Feuer, getrunken aus Tonkrügen. Ich durfte einen entspannten Nachmittag bei lieben Freunden verbringen die dort lagerten – mehr liess mein Terminkalender leider nicht zu. Aber es tat gut einfach mal „herunter zu kommen“ und sich für ein paar Stunden aus der heutigen Zeit auszuklinken. Naja, fast zumindest. Denn eins ist klar: vor 1.000 Jahren würde mir meine geliebte Kamera doch sehr fehlen :-). Und ja, ich musste schon schmunzeln als ich einen Krieger scharf schiessen sah – mit einer DSLR ;-).
Du hast dich sicher die Bilder dort mit Deiner Leica III gemacht, also „Stilecht“, oder?
Hm…… also dann hätte ich ja mindestens mit einer Großformat anrücken müssen 😉 Als ich mich auf den Weg machte war ich nicht mal sicher, überhaupt ein einziges Foto zu machen. Hier in RD hat es geregnet, auf der Autobahn wurde es eher schlimmer. Als ich ankam war es zumindest trocken und zum späten Nachmittag riß die Wolkendecke dann auf. Und ich war wieder einmal froh, dann doch eine Kamera dabei gehabt zu haben.