Aufblitzen – drei Varianten

Viele machen auch heute noch einen Bogen um das Thema Blitzen. Sieht schrecklich aus, funktioniert nicht, zu umständlich und überhaupt. Das dem nicht so ist beweisen immer wieder Menschen die sich einfach mal mit dem Thema auseinander gesetzt haben. Und das man mit Hilfe des Blitzes auch mit wenig Aufwand ansehnliche Bilder produzieren kann, möchte ich einmal verdeutlichen.

Vor ein paar Wochen schon traf ich mich mit Nils Petersen von frameless.com, ich wollte gern ein paar Kleinigkeiten ausprobieren und so zogen wir in den Rendsburger Stadtpark. Dabei sind auch die folgenden Bilder entstanden, bei denen sich Nils dankenswerter Weise als Lichtmodel (nicht Lichtgestalt! ;-)) zur Verfügung gestellt hat.

Parkfoto ohne Blitz

Fangen wir einfach mal an. Ausgangssituation ist wie gesagt ein Park und ein Portrait das unter einem Baum entstehen sollte, die Kamera steht auf Matrixmessung. Wie unschwer zu sehen hat die Kamera die Herausforderung zu meistern, einen Weg zwischen dem dunklen Vorder- und dem hellen Hintergrund zu finden. Das Ergebnis ist eher ernüchternd. Der Hintergrund ist überbelichtet, dominiert das Bild, der Vordergrund eher dunkel, verliert teilweise Zeichnung. Schön ist irgendwie anders).

Die Lösung lautet also, wir brauchen mehr Licht. Kein Problem, gibt ja den Blitz.

Mit SystemblitzMit selbigem sieht das schon deutlich anders aus. Zum Einsatz gekommen ist hier ein Systemblitz, konkret der Nikon SB-900. Der Unterschied ist deutlich zu sehen. Der Hintergrund ist deutlich dunkler geworden, im Vordergrund sind die vorher unterbelichteten Bereiche mit Zeichnung versehen. Zufriedenstellend? Nun ja, technisch vielleicht, aber schön ist das immer noch nicht. Das Blitzlicht macht zwar alles schön hell, sorgt aber auch für harte Kanten an den Schatten. Gut zu sehen an den Schatten der Blätter. Hat so auch noch nichts.

Fassen wir also zusammen: Wir haben jetzt mehr Licht, fast schon zuviel Licht auf dem Hauptmotiv und dazu auch noch unschöne harte Schatten. Der Systemblitz auf der Kamera allein ist also noch nicht der Weisheit letzter Schluss, mit dem Licht müssen wir noch etwas machen. Und das tun wir auch mittels einer Lumiquest III Softbox.

Blitz mit LumiQuest SoftboxDas Ergebnis sieht schon deutlich besser aus. Die Schatten der Blätter sind deutlich weicher und auch Nils sieht nicht mehr so platt geblitzt aus. Verursacht wird das durch zwei Dinge. Zum einen schluckt die Softbox eine gute bis anderthalb Blendenstufen. Was im ersten Moment als ein Nachteil zu sein scheint hat sich bei mir in der Praxis als Vorteil herausgestellt, solange man dies im Hinterkopf hat und das berücksichtigt. Der zweite Punkt ist natürlich, dass aus meiner relativ kleinen Lichtquelle nun doch eine recht große geworden ist, wodurch das Licht weicher wird. Der Bildbereich zwischen Baum und Jacke ist jetzt zwar wieder deutlich dunkler, trotzdem gibt es eine klare Trennung dazwischen. Insgesamt ist das Bild stimmungsvoller.

Ich mag diese Softbox sehr, zum einen natürlich wegen der Bildergebnisse die damit zu machen sind, zum anderen weil die Handhabung einfach ist. Man klettet sie einfach an den Systemblitz und fertig. Der Vollständigkeit halber sei auch gesagt, dass der Blitz für die beiden letzten Fotos ganz unspektakulär oben auf der Kamera saß.

Kamerainterner BlitzHier könnte dieser kleine Abriss schon zu Ende sein, aber etwas wollte ich dann doch noch zeigen. Meine D700 besitzt im Gegensatz zu ihren großen Schwestern einen kleinen Popup-Blitz. Mit dem Ding kann man einige Nikon-Systemblitze als Master ansteuern und so kabellos auslösen. Das Ganze auch in Gruppen mit unterschiedlichen Einstellungen. Oder man benutzt das Ding einfach für seine originäre Aufgabe: blitzen! Den eingebauten Lichtquellen sagt man generell schlechtes nach. Begrenzte Leistung, schreckliches Licht weil noch kleiner als ein Systemblitz etc. Ja, oft stimmt das auch. Allerdings gibt es Situationen, da leisten diese kleinen Dinger durchaus brauchbare Arbeit, wie meiner Meinung nach dieses Bild zeigt. Bei dieser Gegenlichtaufnahme wollte ich zum einen das Streiflicht in den Haaren, zum anderen natürlich ein Gesicht das nicht unterbelichtet ist. Der kleine Blitz hat hier seinen Job getan finde ich.

Blitzen funktioniert also, selbst mit dem kleinen Popup-Blitz der Kamera lässt sich arbeiten. Probiert es einfach aus, lernt Euer Equipment auch in Bereichen kennen, um die Ihr bislang einen Bogen gemacht habt. Das schafft neue Horizonte und macht nebenher auch Spaß.

2 Kommentare

  1. gut beobachtet.
    Da man aber den Hintergrund (in diesem Fall) nicht benötigt wäre es hier sicher noch schön gewesen im manuellen Modus die Kamera so einzustellen, dass der Hintergrundrecht hell ausfällt und nur noch leichtes grün zu sehen ist. Die Blitzsteuerung regelt den Blitz dann so aus, dass der Vordergrund trotzdem nicht überbelichtet wird.

    Wegen dem Leistungsverlust durch die Softbox: Solange die Leistung des Blitzes ausreicht, powert der so viel mehr, dass der Verlust kompensiert wird. Sobald der Kontrast dann aber zu stark wird und die Leistung gegen die Lichtquelle nicht mehr ankommt (bspw. direktes Gegenlicht von der Sonne), schaust Du wieder auf ein unterbelichteten Vordergrund….

  2. Ob man den Hintergrund benötigt oder nicht, das ist ja durchaus persönliches Gusto. Ich habe mir das Bild auf Grund Deines Kommentares mal mit „ausgebranntem“ Hintergrund angeschaut und muss sagen, meins ist es nicht. Einfach aus dem Grund das mir der Bereich dann einfach zu hell wäre.
    Den Leistungsverlust muss man je nach Blitz schon berücksichtigen. Ein schwacher Blitz mit wenigen Reserven hat es da schwerer als z.B. ein SB-900, der da ganz gut bestückt ist. Deshalb muss man seinen Blitz kennen und das im Hinterkopf haben, wie weit man gehen kann.

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