Fotocommunities – Sinn oder Unsinn?

Gestern bin ich über das Blog von Olaf Bathke, seines Zeichens Fotograf aus Kiel, gestolpert. Jaja, man merkt, in den letzten Tagen setze ich mich mit dem Thema in Sachen „Input“ wieder sehr intensiv auseinander. 🙂 In seinem Blog schreibt er über „7 Gründe für den Ausstieg aus einer Fotocommunity“. Und es ist etwas wahres dran.

Ich bin selbst Jahre lang zahlendes Mitglied einer großen Community in Deutschland gewesen und für diese kann ich nur bestätigen, was Olaf da schreibt: Eingefahrene Strukturen und geschlossene Systeme. Wenn man es nicht irgendwie geschafft hat, in diese Strukturen einzudringen, dann hatte man einfach verloren. Die eigenen Bilder blieben unbeachtet, weil sie nicht das Zeug dazu hatten, in diese internen Netzwerke einzudringen.

Jetzt kommt es darauf an, welche Erwartungshaltung man so einer Gemeinschaft entgegenbringt. Benötigt man einfach nur eine Plattform, um seine Bilder Freunden und Bekannten einfach mal zeigen zu können, oder will man sich weiter entwickeln. Bei mir ist es letztlich beides, wobei der Wunsch nach eigener Weiterentwicklung mittlerweile deutlich ausgeprägter ist. Mit dem EInzug der digitalen Fotografie hat sich bei mir auch die Einstellung zum Foto und damit, was man damit machen kann, deutlich verändert.

Ich habe in den letzten Jahren bei mir festgestellt, dass ich mich zumindest auf Basis dieser Gemeinschaft nicht mehr wirklich weiter entwickelt habe. Klar, es ist immer ein Geben und nehmen. Wenn aber auf wohl gemeinte Tipps mehr und mehr einfach nur pampig reagiert wird, dann vergeht einem auch die Lust. Mit dem Ergebnis, dass ich mich mehr und mehr von dort zurückgezogen, und meine zahlende Mitgliedschaft inzwischen gekündigt habe.

Wirklich aktiv bin ich nur noch auf ipernity. Durch die offene Struktur dort sehe ich mehr Möglichkeiten, meine Bilder bewerten zu lassen. Auch wenn ich derzeit noch sehr mit meiner sprachlichen Schwäche kämpfe. Es gibt dort zwar auch eine ganze Reihe von deutschsprachigen Gruppen, aber das Gros ist halt in Englisch gehalten. Aber auch dort überlege ich mir, wie ich mit den Kommentaren umgehen soll. Vor allem, wenn man die Kommentare in Relation zu den Zugriffen setzt.

Ich freue mich einerseits natürlich darüber, wenn jemandem ein Bild gefällt. Und natürlich freue ich mich auch darüber, wenn ich einen entsprechenden Kommentar unter meinem Bild finde. Nur – richtig klasse wäre es, wenn auch noch drunter stünde, warum. Denn das ist der Punkt, der mir weiterhilft mich zu entwickeln. Erst recht, wenn jemandem ein Motiv gefällt, die Umsetzung aber einfach nur grottenschlecht findet. Mir scheint nur, dass dann aber niemand den Mut hat, sich dazu kritisch zu äußern. Was sehr schade ist. Denn dadurch nimmt man dem Fotografen die Chance, eine andere Sichtweise seines Werkes zu bekommen und es zukünftig besser zu machen.

Zugegeben, ich schaffe das auch nicht immer. Allerdings ist das auch ein Grund dafür, dass ich meine Kontaktliste möglichst klein halte. Denn sonst habe ich erst recht keine Chance, mich mit den Bildern meiner Kontakte auseinander zu setzen, was mir jetzt schon schwer fällt.

Um aus meinem persönlichen Dilema heraus zu kommen, habe ich gerade angefangen, mal den einen oder anderen Profi anzuschreiben, ob er mal einen Blick auf meine Fotos wirft, um mir eine Rückmeldung zu geben. Denn ich benötige einfach zweierlei Feedback: Einmal das von jemandem, der vor einem kommerziellen Hintergrund eher unbelastet an das Thema herangeht, andererseits auch von jemandem, der auf dem Gebiet seine Brötchen verdient und damit auch leben kann. Um eben zu sehen, wo liegen ggf. meine Schwächen, wo muss ich künftig drauf achten, wie kann ich meinen eigenen Blickwinkel erweitern. Denn gerade das letztere ist das A & O für uns Fotografen. Egal ob Profi oder Amateur.

Fazit: Es kommt auf die Art und Weise an, wie man mit einer Fotogemeinschaft umgeht und was diese zu bieten hat. ipernity hat sich für mich als Plattform erwiesen, auf der ich mich wohl fühle und auch wenn das Feedback manchmal etwas spärlich ist (was natürlich auch an mir liegen kann, wer weiß), möchte ich darauf nicht verzichten. Von dort bekomme ich Rückmeldungen, die kommerziell eher unbelastet sind. Allerdings fehlt mir irgendwie die Bewertung von professioneller Seite. Daher habe ich jetzt auch den zweiten Weg eingeschlagen und nehme Stück für Stück Kontakt mit Profis auf, die mich vor allem auch nicht kennen und sich so vielleicht auch freier äußern.

Ich hoffe, ich habe jetzt niemandem meiner mitlesenden Kontakte von ipernity auf die Füße getreten. 🙂 Klar ist es angenehm, wenn man nett miteinander umgeht und sich gegenseitig lobt. Das ist gut und wichtig für das eigene Ego. Aber ich denke, ein netter Umgang schließt kontruktive Kritik nicht aus. Ich erlebe das zur Zeit bei Radio Vitalien, wo wir im Team sehr offen miteinander umgehen und wenn mal kritisiert wird, sind wir uns trotzdem nicht böse.

Und ja, natürlich bin auch ich erstmal enttäuscht, wenn ich ein von mir hochgeladenes Bild oberaffenklasse finde, das beim Betrachter aber so nicht rüberkommt und das entsprechend kritisiert wird. Aber nur wenn ich von der Kritik weiß habe ich eine Chance es nächstes Mal besser zu machen und bin deshalb dem Kritiker nicht böse. Solange Kritik in vernünftigem Tonfall geäußert wird, ist das eigentlich für den Kritisierten immer ein Gewinn. Zumindest so dieser gewillt ist, Kritik anzunehmen. Ich weiß, ist nicht jeder, kenne ich aus meinem Umfeld auch. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal nicht erzählt werden. 😉

5 Kommentare

  1. Interessanterweise kann man mittlerweile schon ähnliche Strukturen in der deutschsprachigen Fotoblog Szene erkennen. Der Mensch macht es sich nicht leicht, mit der Weiterentwicklung. Grüße nach Rendsburg

  2. Schade eigentlich. Denn was nützt es mir, wenn man ein Foto von mir kritiklos hinnimmt, ob es einem aus bestimmten und beschreibbaren Gründen nicht gefällt? :thinking:

  3. …ich kenn Olaf Bathkes Ausführungen und kann sie nur bestätigen auch Deine Behandlung des Themas hier kann ich nur bejaen.

    Auch ich war eigentlich viel zu lange in der FC.

    Letzendlich bin ich gegangen, da die FC Admins und eine Staff Mitarbeiterin erotische Bilder auf denen neben einer sehr sehr erotisch posierenden Frau ein Baby zu sehen war, nicht löschen wollten.

    VG Bernd

  4. Gut geschrieben. Ich habe kurz davor Olaf’s Beitrag gelesen.
    Du gehst um einiges reifer mit dem Thema um.
    Das schöne an den fotocommunities ist ja, dass es so viele gibt, dass man sich das, was einen weiter bringt aussuchen kann.
    Momentan schaue ich mir auch flickr an, das technisch einiges zu bieten hat. Allerdings die community muss man sich dabei irgendwie selbst mitbringen 🙂

    Ich wünsche Dir was!

    LG Thomas :mrgreen:

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