Journalismus im Privatfernsehen

Es war gerade letze Woche, als sich mal wieder ein Leser des tagesschau-Blogs meinte, über die Ausgaben für Journalismus der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender mokieren zu müssen. Das man von den Privaten aber keinen objektiven Journalismus erwarten darf, das durfte ich gerade wieder erleben.

Da wurde doch in einem Magazin über das Örtchen Dassau in Nordwestmecklenburg berichtet. Ein DVD-Werk ist gerade dabei, seine Belegschaft zu entlassen. Betroffen sind hier über 1.000 Arbeitsplätze. Moniert wurde, dass sich in Sachen Protest nichts regt. Keine Politiker die sich einschalten wie bei Nokia in Bochum. Nur am Rande, ganz verschämt, wohl nur um der Vollständigkeit halber wird erwähnt, dass das DVD-Werk schlicht pleite zu sein scheint. Natürlich wird auch hervorgehoben, dass Subventionsgelder geflossen seien. Es wird Stimmung gemacht, die Moderatorin blickte nach dem Beitrag auch entsprechend bedröpelt drein.

Keine Frage, dass dort ebenfalls Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, ganze Familien plötzlich keinen Job mehr haben, das ist traurig. Nur, Dassau mit Bochum zu vergleichen, das ist wie mit den Äpfeln und den Birnen. Auf der einen Seite steht ein Unternehmen, das einfach kein Geld mehr hat. Auf der anderen Seite steht ein großer Konzern, der ohne wirklich Not Arbeitsplätze vernichtet. Und wenn man einem großen deutschen Finanzmagazin Glauben schenken darf, dann hat das Nokia-Werk in Bochum sogar Gewinn eingefahren – jedenfalls wenn man eine objektive Bewertung zu Grunde legt.

Scheinbar soll hier wieder einmal Stimmung gemacht werden, und zwar auf dem Niveau eines großen deutschen Boulevardblattes. Aber im Privatfernsehen geht es eben primär um Quoten – nicht um die Nachrichten.

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