Pressefreiheit vs. Respekt

Da haben wir den Salat. Die Muslime fühlen sich auf den Schlips getreten, weil in Dänemark in einer Zeitung eine Mohammed-Karikatur abgedruckt wurde, die im Anschluß von einigen anderen europäischen Zeitungen übernommen wurde.

Folge waren Proteste in der islamischen Welt, ein Deutscher wurde kurzzeitig entführt, aber wieder freigelassen, dänische Flaggen wurden verbrannt, eine dänische Botschaft gestürmt und es ist offen, was noch alles passiert. Die Bundesregierung hat verlauten lassen, dass sie keinerlei Partei ergreifen und sich nicht einmischen wird. Es bleibt der Presse überlassen, was sie veröffentlich und was nicht. Bernd Schmidbauer, CDU-Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, äußerte sich kritisch gegen über der Presse, sie solle sich zurückhalten und Toleranz gegenüber anderen Religionsgemeinschaften üben, wir würden es schliesslich auch nicht zulassen, wenn Gotteslästerung betrieben würde.

Nun, einerseits hat Schmidbauer Recht: Der Trend geht immer mehr dahin, etwa zu veröffentlichen auch um des Veröffentlichen Willens. Da spielen nur noch Auflagenzahlen eine Rolle, Fragen der Ethik werden mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die islamische Welt sehr viel religöser einigestellt ist als wir. Denn, im Gegensatz zu Schmidbauer, ist schwer zu glauben, dass in Europa irgendjemand wegen einer Gotteslästerung auf die Strasse geht, oder sogar in ausländische Botschaften eindringt. Sicher würde es Unmutsbezeugungen geben, aber wirklichen Zündstoff? Die Kirchen, selbstverständlich, würden sich entsprechend äußern. Aber jeder, der diese Zeilen liest und meint, klar müßte man so etwas scharf verurteilen, möge sich Gedanken über seine eigene Gottesgläubigkeit machen. Darüber, wie er sie täglich lebt. Die Muslime leben ihre Religion in einer viel intensiveren Art als die westliche Welt es tut.

Das ist mit Sicherheit keine entschuldigung, für die gewalttätigen Ausschreitungen die es durch Muslime gegeben hat. Nadeem Elyas, der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, hat es auf den Punkt gebracht: Proteste sind legitim, solange sie gewaltfrei bleiben. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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