Wieder sind seit dem letzten Eintrag ein paar Wochen vergangen, was mich etwas traurig stimmt, wollte ich hier doch immer viel öfters etwas schreiben. Andererseits zeigt es mir auch, wieviel ich um die Ohren habe und meine Zeit nicht gerade mit Langeweile verbringe. Und am vergangenen Wochenende ergab sich wieder die Gelegenheit einmal voll in die Eisen zu steigen. Zwar wieder nur für einen Nachmittag, aber immerhin 🙂
Mein Ausflug führte mich wieder in die Vergangenheit, räumlich zur Turmhügelburg in Lütjenburg. Auf dem Hinweg stellte ich mir vor, wie es wäre wenn mein Auto eine Kutsche wäre und tatsächlich 156 Pferde vor selber gespannt wären. Gewissermaßen wäre ich dann mein eigener Konvoi. 🙂 Ich meine irgendwo immerhin von Zwölfspännern gelesen zu haben – allerdings würden auch die nicht so recht in die Zeit passen in die ich reiste. Denn die Zeit der Prachtkutschen kam erst deutlich später. Wie dem auch sei, meine schwedischen Rösslein rasteten nach meiner Ankunft unweit der Burg auf der Gästeweide, die letzten Meter legte ich dann per pedes zurück.
Wallsbüll hat mir schon gut gefallen, in Lütjenburg jedoch war die Atmosphäre noch mal eine andere. Vorteil für Lütjenburg: mehr Platz, das Lager und der Markt können anders aufgeschlagen werden, das vermittelt nochmals einen anderen Eindruck. Einen Eindruck, den der Besucher auf sich wirken lassen sollte – wenn er sich nicht ablenken lässt von den vielen Dingen die es zu entdecken gibt. Und ich bin ein Mensch, der gern das „Gesamtwerk“ auf sich wirken lässt. Vielleicht habe ich deshalb in jungen Jahren immer einen Bogen um Freilichtmuseen gemacht – denn sie waren nicht stimmig. Altes und vergangenes wurde gezeigt, aber es fehlte etwas wichtiges: Leben.
Und das ist das, was man auf den Mittelaltermärkten erleben und auch fühlen kann. Lebendige Geschichte. Das kann kein Museum, das kann keine Freilichtanlage allein. Mein Tipp für alle Eltern die ihrem Nachwuchs die Vergangenheit einmal näher bringen wollen: Besucht die Mittelaltermärkte. Denn dort gibt es nicht nur Dinge aus vergangenen Zeiten zu betrachten, sondern auch Menschen die diesen Dingen mit ihrem Tun Leben einhauchen. Im Museum sehe ich Theorie. Auf den Märkten sehe ich Praxis. Und vielleicht besucht man ein Museum mit dem Wissen um die Praxis auch wieder mit anderen Augen. Vielleicht bedarf es auch einfach eines Anknüpfungspunktes. Denn die Geschichte der Menschheit ist lang, facettenreich, hier und da auch unübersichtlich. Die Geschichte steht einem manchmal wie ein unüberwindbarer Berg im Weg. Weil man nicht weiß, wo man denn den Aufstieg beginnen soll.
Und ich? Gute Frage. Mir ging es bis vor kurzem so, wie im vorherigen Absatz beschrieben. Die Vergangenheit ist etwas, was weit weg ist, was für mich nicht greifbar ist. Obwohl – so ganz stimmt das nicht mehr. Ich glaube ich habe meinen Anknüpfungspunkt gefunden. Zumal mir ein Wollmantel mit Fibel quasi aus dem 10. Jahrhundert um Jahre 2013 sehr gute Dienste geleistet hat. Für das Wetter in Lütjenburg war ich etwas „underdressed“ und trotz kurzer Hose war mir mit dem Mantel richtig schön kuschelig warm. Und ich muss zugeben: als ich über den Markt ging fühlte ich mich in meiner aktuellen Klamotte schon fast etwas deplaziert.
Ich bin noch unschlüssig darüber, wie intensiv ich in diese neue alte Welt einsteigen werde. Denn ich darf mir nichts vormachen: So wie meine Freunde es betreiben ist es sehr zeitaufwendig. Und klar ist auch eins, ich habe auch so nicht unbedingt Langeweile, die Dicke will im Sommer auch bewegt werden. Aber auch am Sonntag habe ich gemerkt, dass es mir gut getan hat mich mal wieder herunter zu fahren. Über dem Feuer selbst gemachtes Fladenbrot zu verspeisen, sich zu wundern wie lange es seine Temperatur hält. Sicher ist aber eins, wie auch immer es in Sachen Mittelalter bei mir weiter geht: die Kamera ist immer dabei 🙂 In diesem Sinne gibt es jetzt noch ein paar Bilder von Sonntag. Das Wetter war leider nicht so recht auf der Höhe, schön war es trotzdem.
Wenn es nach mir geht, wüsste ich schon die nächsten zwei Projekte ;-)