Gebt mir mehr Kamera!

Julia Fot hat einen Artikel zum Thema „höer, weiter schneller“ in Sachen Kameras geschrieben, der einen darüber nachdenken lässt, ob man eine neue Kamera braucht oder nicht. Und ob man ein unperfektes Bild verdammen soll oder nicht. Ich habe die Frage mal für mich beantwortet, wobei ich Julia im Grunde nur zustimmen kann.

Die Marketingabteilungen der Fotokonzerne geben sich alle Mühe uns Konsumenten einzureden, sobald eine neue Kamera am Markt ist müssen wir die haben. Weil sie alles viel besser kann als unsere bisherige. Aber müssen wir trotzdem unbedingt eine neue Kamera haben? Es kommt drauf an. Denke ich beruflich, so schaue ich mir in meinem konkreten Fall eine D4 und eine D800 sehr genau an, gerade bezüglich der ISO-Leistungen. Was bieten mir die Kameras, bieten sie mir mehr Reserven als meine D700, kann ich meinem Kunden bessere Qualität abliefern? Erleichtert mir die Kamera die Arbeit? Und so weiter und so fort.

Denke ich aber als Privatperson sieht das Ganze schon anders aus. Da schiesse ich oft Erinnerungen, wie Julia auch so schön schreibt. Diese müssen nicht immer High-end sein. Im Gegenteil, sie dürfen auch „Fehler“ haben gerade wenn es um Momente geht, an die ich mich in meiner eigenen Art erinnern will. Dann rauscht ein Bild halt mal mehr als es unter professionellen Aspekten sollte. Das interessiert dann einfach nicht. Das Bild wird später trotzdem Erinnerungen an diesen Moment wecken und das ist das Entscheidende. Als „Privatier“ kann ich mir das ohne Probleme erlauben. Ja, es ist in Ordnung wenn man auch da nach guter technischer Qualität strebt. Aber man muss einfach auch dagegen halten, was ein Body kostet. Ist es das wert?

Fotografiert man wegen der Kamera oder wegen der Bilder? Wenn die Bilder uns erreichen dann haben sie ihren Zweck erfüllt. Mit oder ohne Rauschen. Hätte ich mir als Hobbyfotograf eine D700 gekauft? Ich glaube nicht, auch wenn ich sie als Geek natürlich gern gehabt hätte, zugegeben. Aber wenn das technisch Machbare in keinem Verhältnis mehr zu den Kosten steht, dann investiert man das gesparte Geld lieber in Linsen oder Workshops. Oder geht mit der Liebsten schick Essen. Oder macht Urlaub aus dem man tolle Erinnerungsfotos mitbringt. Hauptsache man lässt sich von den Marketingabteilungen nicht alles einreden. Denn die alte Kamera ist heute noch genauso gut wie sie es gestern war.

4 Kommentare

  1. Da ist eben auch der Unterschied zwischen Hobby und Profi. Sehr interessant dazu fand ich den Umstieg von Zack Arias ins digitale Mittelformat:
    https://zackarias.com/for-photographers/gear-gadgets/why-i-moved-to-medium-format-phase-one-iq140-review/

    Wie sagt er „endlich muss ich mich beim fotografieren mit einer D700 peinlich fühlen, wenn der Kunde mir erzählt, dass er überlegt, seiner Frau eine D4 zu schenken“ 🙂

  2. Toller Artikel – sehr lesenswert (auch für Kamerasammler…)

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