radiocamp 09

Wie angekündigt, ein kleiner Eindruck vom radiocamp 09 am Freitag in Hamburg. Für mich war es die erste Veranstaltung dieser Art und ich denke es wird nicht die letzte gewesen sein.

Auffällig war eine handvoll Schlipsträger, die da irgendwie gar nicht in das sonstige Volk das sich dort umtrieb hinein passen wollte. Aber gut, jeder wie er mag. Wir sind zu zweit angerückt und das war auch gut so, denn leider hatten wir Nachmittags noch einen Termin außerhalb Hamburgs, zum anderen gab es spannende Themen, so dass sich eine Aufteilung lohnte.

Bei mir stand etwas auf dem Programm, was auf den ersten Blick so gar nichts mit Radio zu tun hat: Microblogging und dafür stellvertretend Twitter. Im Verlauf dieser Stunde fügte sich dann das Puzzleteil Twitter durchaus in den Radioalltag an. Bei der Antenne Bayern beispielsweise gibt es einen Account, über den die Staumeldungen zusätzlich zu den Verkehrsmeldungen in den Sendungen verbreitet werden. Zudem war man sich auch einig, das Twitter in Sachen Geschwindigkeit das Radio abgelöst hatte. Siehe Verkehrsmeldungen, siehe aber auch die Notwasserung des Airbus in New York vor Kurzem.

Was aber bringt Twitter nun im Radio-Alltag, oder wie kann man es nutzen? Denkbar wäre ein Einsatz als kleiner „View behind the scences“, ein Blick in die Redaktion. Aber auch als Newsticker kann Twitter genutzt und in die Webseite des Radios integriert werden. Über Twitteraccounts der Redaktionsmitglieder wäre auch eine kurze und schnelle Kommunikation in zwei Richtungen zwischen Sender und Hörer möglich. Dabei wurde auch aus dem Erfahrungsschatz der Antenne Bayern dazu geraten, keine „anonymen“ Redaktionsaccounts“ zu nutzen, sondern eine Personality aufzubauen.

Der Vorteil bei Twitter ist auch, dass die Einstiegsschwelle sehr niedrig ist. Das System ist einfach zu bedienen, stellt keine besonderen Anforderungen an Hard- oder Software. Ein aktueller Internetbrowser ist für den Zugang ausreichend.

Die Frage, wie man nun Menschen erreicht, lässt sich auf mehre Arten lösen. Zum einen durch Retweets der Follower. Vorausgesetzt natürlich, dass man nicht nur Spam in die Twittershäre „bläst“. Außerdem lassen sich in den gängigen Socialmedia-Plattformen wie beispielsweise Facebook oder mySpace in die Accounts von Redaktion oder Redaktionsmitgliedern Twitter gut als Ticker integrieren. Die nötigen Tools werden entweder von den Plattformen selbst oder auch von Twitter zur Verfügung gestellt.

In meiner zweiten Session ging es um Podcasts, genauer um die Frage, ob diese sich in einer Krise befinden. Der eigentliche Sind von Podcasts liegt darin, sie auf ein mobiles Endgerät herunter zu laden und zum gewünschten Zeitpunkt abzuspielen. Beobachtungen haben aber ergeben, dass rund die Hälfte der Podcasts über die Webseiten der Betreiber gehört werden. In Sachen Zugänglichkeit scheint es also immer noch Handlungsbedarf zu geben. Auch gibt es nach wie vor Schwierigkeiten, einen Podcast zu vermarkten. Der Weg muss über bezahlte Werbung gefunden werden, wenn mit einem Podcast Geld verdient werden soll.

Abgesehen davon wird der Podcast als ergänzendes Medium zum Radio gesehen. Eine ehemalige Mitarbeiterin des Hessischen Rundfunks begrüßte den Podcast auch als Medium, in dem wieder journalistisch gearbeitet werden könne, da Beiträge nicht auf 90 Sekunden zusammen gekürzt werden müssten. Generell kann daher von keiner eigentlichen Krise gesprochen werden, allenfalls von einer Vermarktungskrise.

Die Mittagspause war auch nett. Klönschnack und zwei leckere Suppen zur Auswahl, das hatte was und zudem standen die ganze Zeit über auch belegte Brötchen zur Verfügung. Das leibliche Wohl war also zu keiner Zeit gefährdet. 🙂 Das muss auch mal erwähnt werden.

Meine dritte Session beschäftigte sich mit „Audio 2.0“. Hier trafen das „klassische“ Radio und moderne Musikplattformen aufeinander. Das, was der Hörer an sich möchte, gibt es derzeit nicht, so jedenfalls mein persönlicher Eindruck. Auf der einen Seite möchte der Hörer eine auf sich direkt abgestimmte Musikauswahl, wie sie z.B. last.fm bieten, andererseits aber auch lokale und regionale Nachrichten aus einer Hand. Hier bleibt die Entwicklung sehr spannend.

Insgesamt muss ich sagen, hat mir die Veranstaltung viel Spaß gemacht. Es war auch beruhigend zu sehen, dass alle anderen auch nur mit Wasser kochen. Kommunikationsbedarf zwischen den Medien ist vorhanden, aber auch Handlungsbedarf in Sachen Lizensierung, GEMA und GVL.

Weitere Eindrücke sind im 13. Stock nachzulesen. Bilder von mir habe ich auf ipernity abgelegt. Ich freue mich schon auf das nächste Camp.

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