Das Scheitern einer Idee

Lange habe ich überlegt, ob ich hier etwas dazu schreiben soll oder nicht. Denn machen wir uns nichts vor, zukünftige Arbeitgeber informieren sich nach Möglichkeit auch im Internet über potentielle Mitarbeiter. Letztlich halte ich es so: ich habe nichts zu verbergen und spätestens beim Einstellungsgespräch kommt die Frage: Was haben Sie solange gemacht. Nun, diese Frage will ich an dieser Stelle beantworten, mal schauen, wer sich da ggf. gut vorbereitet 😉


Ich hatte ja vor Urzeiten etwas zu meiner Existenzgründung geschrieben und dazwischen nicht mehr all zu viel. Was auch seine Gründe hatte, aber ich will dem nicht vorgreifen. Schön der Reihe nach, dann ergibt sich auch ein klares Gesamtbild denke ich. Im Sommer letzten Jahres hatte ich ja beabsichtigt, mich im Bereich der Unternehmensfotografie selbstständig zu machen. Zielgruppe sollten hierbei Existenzgründer und kleine Unternehmen sein, die bei schmalem Budget trotzdem Hilfsmittel in Form von Fotos und auch Flyern für ihre Eigenwerbung beschaffen können.

Das Folgende ist keine Rechtfertigung, nur eine Analyse aus meiner Sicht der Dinge, die Fehler meinerseits mit einschliessen. Denn Fehler gab es einige und die haben nicht immer nur die „Anderen“ verbockt. Eigentlich war das wie beim Tennis, mal lag der Fehler dort, mal bei mir.

Angefangen hat die „Misere“ eigentlich schon, bevor es richtig los gehen konnte. Es stand mal wieder ein Termin beim Arbeitsamt bei der Agentur für Arbeit (im Folgenden Agentur genannt) an und auch das Thema „Selbstständigkeit“ spielte da eine Rolle. Schlussendlich hiess es, ich hätte keinen Anspruch mehr auf Überbrückungsgeld oder Ich-AG, weil mein ALG-I-Anspruch schon zu weit aufgebraucht war. Das war so Anfang Mai. Nichts desto trotz bot man mir ein zweitägiges Seminar an, um eine Tauglichkeit zu Selbstständigkeit festzustellen. Dieses Seminar sollte auch von einem Psychologen begleitet werden. Da ich nicht unbedingt zu den Menschen zähle, die eine gebotene Chance einfach ausschlage, habe ich das Angebot angenommen.

An dieser Stelle trafen gleich zwei Fehler aufeinander. Als ich die Agentur verliess sagte mir mein Supporterinstinkt, dass ich die Aussage bezüglich des Anspruches auf Überbrückungsgeld überprüfen sollte. Habe ich allerdings nicht gemacht, weil ich mir auch wieder gesagt habe, die sitzen da an der Quelle und sollten wissen welche Auskünfte sie erteilen. Nun – dem war eben nicht so, wie ich ein paar Wochen später bei diesem Seminar erfuhr. Bis dahin war aber bereits wertvolle Zeit verschenkt.

Bei dem Seminar stellte sich dann also heraus, dass mir die Agentur definitiv eine falsche Auskunft erteilt hatte. Man hatte dort das Überbrückungsgeld mit dem Übergangsgeld verwechselt. Für letzteres ist es in der Tat erforderlich, einen Restzeitanspruch auf ALG-I von drei Monaten zu haben. Ergebnis des Ganzen: ich habe angefangen zu denken, Papier zu produzieren, Informationen eingeholt und so einen Businessplan erstellt, und ihn einer so genannten „fachkundigen Stelle“ vorgelegt, die den Prüfen und abzeichnen sollte, damit ich Überbrückungsgeld bekommen konnte. Praktischerweise war dieser Mensch auch Existenzgründer-Coach und so hatte ich gedacht, dann könnte er mich ja die nächsten Monate begleiten.

Von der Idee an sich ja auch nicht schlecht – nur die Durchführung gestaltete sich etwas schwieriger, denn schon zu Anfang deutete es sich an, dass der gute Mensch ein Kommunikationsproblem hatte. Sei es mit seinen Kunden oder seinen Mitarbeitern. Wie dem auch sei, unsere Kommunikation glich weniger einer Autobahn, mehr einem Feldweg. Und anstatt dass ich das mal in aller Deutlichkeit angesprochen hätte, war ich viel zu geduldig. Warum? Keine Ahnung. Ich kann mich jedenfalls gut an Supportzeiten erinnern, da war ich mit Lieferanten nicht so zimperlich wenn es drauf ankam und ich die Interessen meiner Kunden durchsetzen wollte. Also auch da viel Zeit verloren, Zeit die ich nicht hatte.

Dann schoss ich mir ein Eigentor. Mittels Nahrungsmittelersatz/-ergänzung wolle ich meiner Gesundheit etwas gutes tun und mein Gewicht wieder in erträgliche Bahnen lenken. Der Haken an der Sache war nur, dass mein Körper darauf mit sehr unschönen Migräneattacken reagierte, die sich allerdings nicht sofort, sondern erst mit Verzögerung zeigten, so dass ich gemeinsam mit meiner Ärztin den Zusammenhang zunächst auch nicht sahen. Ein Shooting musste ich abbrechen, ein weiteres fast auch, das war zuende bevor die Migräne überhand nahm. Mit dieser Situation befand ich mich für arbeitsunfähig. Schlussendlich fanden wir die Ursache und stellten sie ab. Seither ist das Thema zum Glück vom Tisch.

Ergebnis: Zeit, die ich dringend für die Akquisition von Kunden gebraucht hätte ist mir summa summarum verloren gegangen. Daher ist die Selbstständigkeit in einem überschaubaren Zeitraum nicht mehr in einem tragfähigen Zustand realisierbar und ich befinde mich wieder auf Jobsuche. Allerdings um einige Erfahrungen reicher, die ich (abgesehen von der Migräne!) nicht missen möchte und mir vielleicht in der Zukunft doch noch nützen können.

Ein Kommentar

  1. Hi Christian,

    damit wäre dann wohl meine vielgestellte Frage beantwortet. Tut mir wirklich leid für dich, dass es nicht geklappt hat. Hat sich ja erst sehr gut angehört alles..

    LG MElli

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