Medientempo

Immer und überall und so aktuell wie möglich – das sind die Forderungen, die wir an unsere Medien stellen, weil wir informiert sein wollen. Über alles. Jederzeit. Als Ergebnis kommen dann Fälle wie bei der Münchner „tz“ zustande.

Die Zeitung hatte über einen weiteren Wettskandal in unserer Bundesliga berichtet, ist allerdings jegliche Beweise schuldig geblieben und hat sich letztlich bei den unter Verdacht stehenden Beteiligten entschuldigt.

Sicherlich kann man der „tz“ mangelnde Recherche vorwerfen, und das sie mit der vermeintlichen Story um jeden Preis als erste am Markt erscheinen wollte. Als Folge scheint es nun so gewesen zu sein, das jemand eine Story abgesegnet hat, die nicht den Tatsachen entspricht.

Die Frage nach dem „Warum“ ist im Grunde schon mit der Einleitung beantwortet. Der Hunger der Menschen nach Informationen. Wir sind zu Informationsjunkies geworden, die mehr und schnellere Informationen wollen. Zur Stillung des Hungers landen dann teilweise schlecht oder gar nicht recherchierte Geschichten in den Zeitungen und auf den Bildschirmen.

In der heutigen Medienwelt ist das bedauerlicherweise inzwischen zur Regel geworden, so daß man als „Infosumer“ selbst recherchieren muß, welche Qualität eine Information hat.

4 Kommentare

  1. Nunja… es ist aber nicht nur die PResse. Es gibt auch genug Leute die weblogs schreiben und vorher nicht genau recherchieren und dann nur müll bei rauskommt. Da gabs doch mal mit irgendeinem Blog so n Skandal.
    Es ist manchmal wirklich krank, wie die MEnschen nach Informationen lechzen!

  2. Sicher ist es nicht nur die Presse, aber man muß unterscheiden zwischen Leuten, die ganz offiziell und gegen Geld Informationen verbreiten und denen, die ihre subjektive Meinung in die Öffentlichkeit tragen, so wie wir das auch tun. Die Medien stellen sich jedoch immer als die neutralen Beobachter dar und daran müssen sie sich messen lassen.

  3. Hmm.. vielleicht ist das auche eine Frage der Erwartungshaltung. Würde ich z.B. die BILD lesen, dann müsste mir klar sein, dass ich hier besser nur jeden 10. Artikel – und selbst den mit Vorsicht – als bare Münze nehmen sollte. Eine tz scheint hier nicht wirklich besser zu sein und ich würde auch hier sicher kein Niveau wie bei einer FAZ oder anderen seriösen Blättern erwarten.
    Ich wage auch zu bezweifeln, dass man hierfür den Endabnehmer verantwortlich machen kann oder sollte, denn Fakt ist, dass es mehr die Medien sind, die sich immer öfter, immer mehr, immer unkontrollierbarer deutlich über das Ziel hinaus schiessen, um schneller eine Information publik machen zu können und inzwischen – um „Lücken“ zu füllen – auch nicht mehr davor zurückschrecken, den Gebrüdern Grimm nachzueifern.. schnell unterlegt mit einigermassen passendem Bildmaterial, das man heutzutage aus dem Internet teilweise sogar frei bekommt.. und fertig ist die Nachricht.
    Was ich nicht möchte ist, dass „echte Journalisten“, für die diese Tätigkeit nicht nur ein Job, sondern Berufung ist und die sich auch bewusst darüber sind, was eine Fehlinformation bedeuten kann mit denen verglichen werden, denen es nur um den schnellen Euro geht.. letztere gibt es inzwischen in allen Berufszweigen und Gesellschaftsschichten.. und es werden auch immer mehr – aber man sollte sich trotzdem das erhalten, was diese Welt noch einigermassen lebbar macht und ggf. wichtige Informationen aus den Medien ggf. selbst soweit als möglich nachrecherchieren, bevor man sie für bare Münze nimmt.

  4. Ich stimme Dir da voll und ganz zu. Was Deinen zweiten Absatz angeht, da findet man bei bildblog.de auch immer wieder nette Beispiele, wo nicht nur dir Geschichte „neu“ erfunden wird, sondern Bilder dazugesetzt werden, die damit nichts zu tun haben. Das dann aber mit den Brüdern Grimm zu vergleichen – findest Du das den Grimms gegenüber nicht etwas unfein? Die können doch nix dafür 😉

    Was die Journalisten angeht sehe ich das auch so. Es ist halt nur leider so, daß es viel zu viele Möchtegern-Schreiber gibt, die sich Journalisten nennen, aber nicht einmal das Prädikat Reporter verdienen. Dadurch verliert die Bezeichnung „Journalist“ immer mehr an Wertigkeit, was sehr ärgerlich für die echten Journalisten ist.

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